Den ganzen Tag geistern mir heute schon Ideen durch den Kopf, und so hab ich das über den Nachmittag und den Abend mal "zu Papier" gebracht.
Da über die Protagonisten (noch?) nicht viel bekannt ist, hoffe ich, dass ich die Zusammenhänge richtig verstanden habe und nicht zu dick aufgetragen habe. Und ich habe es auch nur aus Kaelen's Sicht beleuchtet.
Viel Spass damit.
"Tu es für die Menschheit, Kaelen.", sagen sie. "Das Schicksal von uns allen liegt in euren Händen." An die Gesichter erinnere ich mich nicht mehr. Viel zu blass ist die Erinnerung. Wie ein Traum, aus dem man schweißgebadet erwacht und sich doch nicht mehr richtig daran erinnern kann. "Wir lassen alle Anklagepunkte gegen dich fallen, wenn du zustimmst." Und dann winken sie noch mit einem Paychip voll mit Credits, der in ein paar Tagen kaum noch was wert ist und in ein paar hundert Jahren vermutlich nur noch zum Arsch auskratzen taugt.
Geht sowieso alles den Bach runter. Überall fallen auf der Oberfläche die Bomben. Große Metropolen liegen in Schutt und Asche. Was die Bomben nicht sofort zerstören, zerfrisst die Strahlung in den nächsten Jahrzehnten. Also habe ich denn überhaupt eine Wahl?
Zum Schluss zieht dann doch das Blabla über die Menschheit. Tief in mir glaubt wohl doch noch ein Teil daran, dass wir Menschen uns ändern können.
Sie fahren mit mir in einem schicken neuen Unterseeboot zu einer dieser schicken neuen Unterseestationen. Der neue Zufluchtsort für die Menschen, eine neue Heimat.
Doch diese Station ist anders. "Es ist ein Privileg, hier sein zu dürfen.", sagen sie mir. Ein Ort der sonst nur den Reichen, Mächtigen und Schönen vorbehalten bleibt.
Sie machen medizinische Tests mit mir, kleben überall Sensoren und stecken mich in einen knallengen Strampelanzug. Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Ich fühle mich wie eine Laborratte kurz vor dem Nackenschlag. Eine Scheiß Idee, ins Tiefkühlfach gesteckt zu werden auf unbestimmte Zeit.
Zum Glück bin ich nicht allein hier in dieser Kammer. Das nimmt mir ein wenig die Panik vor der bevorstehenden Prozedur. Drei weitere Gestalten teilen mit mir das gleiche Schicksal. Sie sind mir irgendwie bekannt, nur ist meine Erinnerung noch ein großes schwarzes Loch.
Ich versuche angespannt ein paar Details aus meinem Hirn auszugraben.
Nabila, Ex-Geheimdienst, wenn ich mich richtig erinnere. Sie wirkt sehr besonnen und macht einen äußerst cleveren Eindruck. Ich frage mich, ob unter ihrer ruhigen Fassade auch die Angst vor dem Cryoschlaf tobt.
Hannah, US Militär Unterwasser-Spezialeinheit.
Sie sieht nicht so aus, als ob ihr irgendwas Angst machen könnte. Hat das hier unten sicher schon alles gesehen. Könnte die Richtige sein, um dir an einem Scheiß Tag den Arsch zu retten.
Der Dritte heißt Fedor, Wissenschaftler, soweit meine Erinnerung korrekt ist. Er lässt das Ganze hier total entspannt und mit Begeisterung über sich ergehen. Sein Vertrauen in die Technik scheint unbegrenzt.
Ich erinnere mich, wie sie uns in die Cryo-Kapseln legen und anschnallen. Wir bekommen Atemmasken. "Beruhige dich, deine Anspannung ist nicht gut für den Prozess.", bekomme ich gesagt. Eine Nadel feuert in meinen linken Arm. Ich spüre, wie sich eine wohlige Wärme in meinem Körper ausbreitet. Mein Puls wird ruhiger und gleichmäßiger. Den Cocktail hätte ich schon vor einer halben Stunde gebrauchen können. Der gewölbte Glasdeckel schließt sich vor meinen Augen. Hinter mir höre ich das helle Brummen eines Atemgas-Kompressors. Taubheit macht sich in meinen Händen und Füßen breit. Langsam verschwimmen die Lichter an der Decke zu einem gleißenden Brei. Der Kompressor wird immer dumpfer und leiser, während der gleißende Brei fließend in die finstere Nacht übergeht. Diese Stille - Absolute Stille.
Dann jagen gefühlt zehntausend Volt durch meinen Körper. Ein widerlicher Metall-Geschmack macht sich auf meiner Zunge breit. Der Kompressor hämmert in meinem Kopf. Ich kann meine Beine nicht spüren und meine Hände kribbeln wie mit tausend Nadeln gespickt.
Jemand reißt den Deckel der Kapsel auf. Ich öffne die Augen und versuche etwas zu erkennen. Undefinierbare Umrisse zeichnen sich wie durch einen dicken Nebel ab. "Ich bin Ishmael", kratzt eine gealterte Stimme. Mechanische Kranarme heben mich behutsam aus der Kapsel in eine Art Stuhl. Meine Beine melden sich nun auch langsam mit starkem Kribbeln zurück.
"Ihr müsst aufwachen.", poltert dieser Ishmael. Noch unscharf wird ein faltiges Gesicht für mich erkennbar. "Ich wecke die anderen.", sagt er und hastet aus meinem Blickfeld. Er faselt hinter mir irgendwas von einem "Projekt Nammu", ich kann es nicht genau verstehen. Mir ist schwindelig. Das Bewusstsein verlässt mich für einen kurzen Augenblick. Die Kranarme heben mich mit dem Stuhl behutsam in die Luke eines erstaunlich kompakten Unterseebootes.
Durch das große Cockpitfenster erkenne ich deutlich ein zweites kleines Boot, in das der Alte einsteigt. "Bleibt zusammen. Passt gut aufeinander auf!", ruft er vorher noch herüber.
Mein Kreislauf kämpft noch mit der Aufwachphase. Wieder wird mir schwarz vor Augen.
Wie lange haben wir geschlafen? Was erwartet uns da draußen? Und was verdammt hat der Alte mit diesem "Projekt Nammu" gemeint?